Welche Orte stehen für welche Inhalte? Dresdner Standortdiskussionen für ein jüdisches Museum Podiumsdiskussion vom 22. März 2022…
#JüdischesMuseumSachsen
„Auch ich war bei den ersten Treffen 2014 dabei und habe mich relativ schnell davon distanziert, weil ein Museum für mich nicht das „richtige“ Format für die Darstellung beziehungsweise inhaltliche Auseinandersetzung mit jüdischer Kultur und Tradition ist.“
„Ein neues Museum sollte mit seiner Gründung langfristig finanziert sein, einen Mitarbeiter*innenstab und eine Sammlung aufbauen können, also einer gesicherten Zukunft entgegensehen. Bevor eine Stadt diesen Schritt geht, sollte sie sich fragen, ob die jüdische Geschichte und Kultur, die in einem Jüdischen Museum getrennt von der allgemeinen Geschichte des Ortes erzählt wird, überhaupt diese überregionale Relevanz besitzt.“
„Im April 2021 – knapp zwanzig Jahre nach Einweihung der Neuen Synagoge – beschloss der Dresdner Stadtrat, die Realisierung eines Jüdischen Museums und Begegnungszentrums in der Landeshauptstadt Dresden zu prüfen. Die Kommunalpolitik wies damit zurecht auf ein Desiderat nicht nur in Dresden, sondern in ganz Sachsen hin.“
„Unbedingt sollte in der Ausstellung eine Flasche Caramba-Rostlöser präsentiert werden – zusammen mit der Geschichte ihres Erfinders Max Elb. Und einige für die jüdische Religionsausübung notwendige Gerätschaften – erinnernd an das „Juden-Cabinet“, das von Kurfürst August dem Starken um 1730 errichtete erste jüdische Museum der Welt.“
„Vielleicht muss man viel stärker dezentral und in Kooperationen denken, die dann auch über die drei großen Städte hinausgehen und Sachsen in der Fläche wie auch in seiner transnationalen Einbettung in den Blick nehmen.“
„Wichtig wäre mir, dass ein solches Museum individuelle Geschichten von jüdischen Menschen vorstellt, wie etwa die der jüngst hier in Dresden mit einem Festakt bedachten Familie Arnhold. Das sollte sich aber nicht allein auf die Zeit des Nationalsozialismus beschränken, sondern genauso ganz einfache Lebensgeschichten einschließen.“
„Jeder zusätzliche Raum, der dem Judentum und der jüdischen Kultur gewidmet ist, sollte als eine positive Entwicklung angesehen werden. Gleichzeitig glaube ich nicht, dass die Schaffung eines konventionellen jüdischen Museums, das lediglich ein traditionelles Konzept von „Museum“ reproduzieren würde, die nützlichste Ergänzung für die Gesellschaft und auch nicht der beste Weg ist, um Toleranz zu fördern.“
„Leider sehr in Vergessenheit geraten ist, dass das Palais im 19. Jahrhundert Ausgangspunkt für zahlreiche Impulse für die geschichtliche Entwicklung in Stadt und Land war: Hier wohnten große Mäzene und Förderer, hier wurde die Idee des Reformjudentums vorangetrieben. Außerdem war das Palais Anlaufstelle für viele berühmte Persönlichkeiten der Zeit …“
„Es gibt hochinteressante Einzelprojekte in den stadtgeschichtlichen Museen, in Erinnerungsorten, auch an jüdischen Orten. Dies zusammenzubringen, in welcher Form auch immer, halte ich insbesondere in Ostdeutschland, wo das doch noch in gewisser Weise ein Desiderat im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland ist, für ein sehr wichtiges Projekt.“