Wir bereiten für 2025/2026 eine große Ausstellung zum Thema „Plattenbau in Ost- und Westdeutschland“ vor!

„Plattenbau? Oh Gott: Das ist doch schrecklich! Total langweilig und monoton!“ So könnte man denken und so wird auch oft gedacht – allerdings vor allem von Menschen, die nicht in den entsprechenden Großwohnsiedlungen wohnen oder wohnten. Und genau da möchten wir ansetzen. Tatsächlich bietet „die Platte“ nämlich zum Wohnen und als Thema für eine Ausstellung wirklich viele Möglichkeiten und interessante Ansatzpunkte. Z. B. beim Einrichten der Wohnungen – denn schließlich lebt jeder anders, wenn auch alle im gleichen Grundriss. Und wenn man genau hinschaut, kann man auch Außen an der Platte viele Unterschiede und Details entdecken, denn auch die Architekt:innen bemühten sich – im Rahmen der Möglichkeiten – um Abwechslung und ansprechende Gestaltung.

Es gibt viele Ansatzpunkte in Architektur, Wirtschaft, Kunst, Politik, Kulturgeschichte und Soziologie. Wir möchten daher den Blick auf die Werte der Platte, das „Plattengold“, richten. Dafür zeigen wir, warum die Platte eigentlich so aussieht, wie sie aussieht.

Wir, das sind Jonas Malzahn als architekturversierter freiberuflicher Kurator, Robert Mund von der Abteilung Bildung und Vermittlung am Stadtmuseum Dresden, und die Autorin als Kustodin am Stadtmuseum Dresden mit kunsthistorischem Background.

Im März des Jahres haben wir uns zum ersten Austausch getroffen und – zum Glück – hat Jonas die erste kleine Herausforderung, die ich mitgebracht hatte, auch bravurös gemeistert: In nur wenigen Sekunden konnte er einen kompletten WBS 70 errichten!

„Plattenbautest“, Foto: Claudia Quiring

Allerdings dann doch nur als Miniaturmodell aus der Streichholzschachtel. Aber immerhin, der Einstieg war gemacht und ein gewisses technisches Verständnis muss ja wohl vorhanden sein.

Nach diesem „Casting“ geht es nun in die vertiefte Recherche – für Jonas besonders zu allem, was sich zu diesem Thema in den westdeutschen Bundesländern finden lässt, für mich zu den ostdeutschen Ländern und speziell in Dresden. Fragen, die uns dabei beschäftigen sind u.a.: Warum gab es eigentlich so viele Plattenbauten? Wer wohnt(e) darin – damals, direkt in den Neubauten, und heute, unter eventuell ganz anderen Umständen? Was ist im Plattenbau anders als im Altbau? Und warum sehen die Wohnblöcke so aus, wie sie aussehen? Wer hat sich das ausgedacht und warum? Und, ganz wichtig: Was machen wir mit diesen Bauten heute und in Zukunft? Und diese Fragen stellen wir, wie gesagt, sowohl zum Plattenbau in Ost- als auch in Westdeutschland. Denn ja: Auch in Westdeutschland gab es Plattenbau. Aber offensichtlich war da – bei gleicher Ausgangslage nach dem 2. Weltkrieg – doch einiges anders. Um das genauer herauszubekommen werden wir mit vielen Menschen sprechen – vor allem auch mit den Bewohner:innen und Planer:innen.

Wie weiter und wie mitmachen?

Wir möchten Sie gleich einladen zum Mitmachen, denn die Bewohner:innen der Plattenbauten sind die wahren Expert:innen. Sie können uns am besten Fragen beantworten, die für unser Verständnis des Themas wichtig sind. Zum Beispiel:

  • Wie sah es in Ihrem Plattenbau aus? Welche Details gibt es zu entdecken?
  • Und wie war es früher? Was ist vielleicht inzwischen verschwunden? Was hat Ihnen gefallen?

Wir hörten schon von ganz „positiven Gedanken an (Erd-)Haufen“. Die Nicht-Plattenkinder sind jetzt im Nachteil, die anderen wissen vielleicht, was gemeint ist… 

  • Was haben Sie für Erinnerungen an Ihre Siedlung/Wohnung abgespeichert? Das können Gerüche, Geräusche, Erlebnisse oder Gefühle sein…
  • Haben Sie in einem der zu jedem Neubaukomplex gehörenden Einrichtungen (Kaufhalle, Hort, Dienstleistungszentrum, Ambulatorien etc.) gearbeitet? Wie war das?

Und uns interessiert, was Sie unbedingt in der Ausstellung sehen wollen:

  • Was gehört rein an Themen, Fragen oder auch Objekten?
  • Was wollten Sie schon immer über den Plattenbau wissen und möchten es in der Ausstellung erfahren?
  • Haben Sie vielleicht selbst Objekte, die in der Ausstellung gezeigt werden könnten? Schicken Sie uns gerne ein Foto und erzählen Sie die Geschichte dazu. Dann können wir gemeinsam überlegen, was machbar ist.

Schreiben Sie uns Ihre „Platten-Geschichten“ und lassen Sie uns in Ihre Fotoalben oder die der Eltern schauen! Wir freuen uns über jede Erinnerung und Idee, denn so können wir uns dem Thema noch besser annähern und die Ausstellung konkretisieren.

Bitte nutzen Sie zum Zusenden von Erinnerungen oder Fotos diese Projekt-Email: platte@projekte-museen-dresden.de. Hinterlassen Sie bitte möglichst auch eine Telefonnummer, damit wir Sie kontaktieren können. Wir melden uns!

Stirnwandgestaltung in Dresden-Strehlen, Walter-Arnold-Straße, 2024, Foto: Claudia Quiring
Ehem. Dienstleistungszentrum Johannstadt, Pfotenhauer Straße, 2016, Foto: Claudia Quiring

Ein erster Mini-Auftakt

Museumsnacht im Landhaus am 8. Juni 2024: Mini-Präsentation, Foto: Caroline Keil

Zur Museumsnacht haben wir schon mal nach möglichen Exponaten in unseren Museumsbeständen geschaut und eine Mini-Ausstellung in einer Vitrine arrangiert. Mit dabei war z. B. ein „Plattenbauhemd“. Auf den ersten Blick sieht es einfach kariert aus, aber tatsächlich setzt es sich aus vielen Plattenbaufenstern in Prohlis zusammen und entstand während eines Kunstprojektes ebendort. Hinzu kamen verschiedene Objekte, die vor allem einen spielerischen Zugang zum Thema boten.

Außerdem haben wir die Besucher:innen gleich mal nach ihren Erinnerungen, Themen und Wünschen gefragt. Das war sehr spannend! Beim Plattenquiz war dann Fachwissen gefragt, wenn man einen Button mit nach Hause nehmen wollte.

Wer bei der Museumsnacht keine Lust auf den Faktencheck hatte, konnte sich dem Thema auch kreativ annähern und das gestalterische Potential der Platte austesten. Die dabei entstandenen Platten waren definitiv etwas individueller als das real Gebaute…

Plattenquiz, Foto: Christina Ludwig
Aktion „Mach dir (d)eine Platte!“, Foto: Claudia Quiring
Aktion „Mach dir (d)eine Platte!“, Foto: Robert Mund

Wer zur Museumsnacht nicht im Haus war, hat hier nochmal die Chance, zumindest an einer Auswahl der damaligen Fragen sein Platten-Knowhow zu testen:

Plattenquiz

1 / 5

Wofür steht die Abkürzung WBS 70?

2 / 5

In welchem Dresdner Stadtteil wurde der größte Neubaukomplex in Plattenbau errichtet?

3 / 5

Was machte die Wohnungen im Plattenbau für die Bewohner:innen so attraktiv?

4 / 5

Welches Möbel wurde extra auf Plattenbaumaße hin konzipiert?

5 / 5

1988 wurde in Berlin die 3-millionste DDR-Wohnung in Plattenbauweise übergeben. Wieviele Wohnungen wurden in der BRD in dieser Technik errichtet?

Dein Ergebnis ist

Die durchschnittliche Punktzahl ist 75%

0%

Soweit für heute und zu unserem kleinen Auftakt. Wir werden weiter über das Projekt berichten und freuen uns auf Rückmeldungen. Derweil tauchen wir tiefer in die Details des Plattenbaus ein!

Muster für Oberflächengestaltung von Wohnungsbauplatten aus dem Plattenwerk Johannstadt, Stadtmuseum Dresden